- "Ich wollte nie eine Lolita sein"

Schon immer übernahm sie Rollen von Mädchen und jungen Frauen, die frühreif, altklug und mutig waren. Auch im echten Leben steckt in Natalie Portman (26) viel mehr, als ihre braunen Kulleraugen vermuten lassen. Ihr Lieblingsfach in der Schule, wer hätte das gedacht, war Mathematik – wegen der "klaren Antworten".

In ihrem Beruf, der Schauspielerei, hat sie in den vergangenen Jahren ein Pensum absolviert, das sich sehen lassen kann: Sie regierte als Königin Amidala in den neuen "Star Wars"-Episoden, triumphierte als die Freiheitskämpferin Evey in dem Science-Fiction-Film "V wie Vendetta" und spielte neben Julia Roberts und Jude Law in dem Beziehungsdrama "Hautnah" die Stripperin Alice. Für diese Rolle erhielt sie sogar eine Oscarnominierung.

Nun zeigt sie sich zum ersten Mal splitternackt in einem Kurzfilm von Wes Anderson, der die Vorgeschichte zu seinem neuen Werk "Darjeeling Limited" erzählt. Portman bricht darin Jack (Jason Schwartzman) das Herz, der daraufhin nach Indien flüchtet, um sich dort von ihr zu erholen. Wer sie auf die Nacktszene anspricht, entdeckt, dass Natalie Portman auch äußerst lebhaft sein kann.

VANITY FAIR

Gerade haben Sie einen kleinen Skandal mit Ihrer Rolle in "Hotel Chevalier" ausgelöst, dem Kurzfilm von Wes Anderson. Bereuen Sie Ihre Nacktszene?

NATALIE PORTMAN

Nein, ich bin sehr stolz auf diesen Film. Ich habe kein Problem damit, Nacktszenen zu drehen. Was mich wirklich nervt, ist, dass "Hotel Chevalier" jetzt nur noch über diese Einstellung definiert wird. Als Schauspieler sieht man einen Film als Einheit. Ich möchte, dass das Publikum versteht, worum es in der Geschichte geht. Und was passiert? Am Ende reden alle nur von der Nacktszene. Das kotzt mich an.

VF: Bald startet "My Blueberry Nights" von Wong Kar-Wai mit Ihnen in einer Hauptrolle, im März werden Sie in "Die Schwester der Königin" von Justin Chadwick spielen. Welcher Ihrer Auftritte war Ihnen am liebsten?

N.P.: Gerade hatte ich meinen persönlichen Traumjob: Ich war für den Discovery-Channel bei den Berggorillas im Dschungel von Ruanda, um in einer TV-Dokumentation auf ihr Aussterben aufmerksam zu machen. Die Silberrückengorillas sind gewaltig. Sie wiegen bis zu 200 Kilo, 98 Prozent ihrer DNA stimmen mit der des Menschen überein – das sieht man auch. Ihr Verhalten hat etwas Seifenopernhaftes. Die Babys krabbelten auf unsere Kamera zu und dachten, das wären andere Affen.

VF: Sie waren selbst noch sehr klein, als Sie zum Film kamen.

N.P.: Ich war elf, als ich meine erste Rolle spielte, in "Léon – Der Profi" von Luc Besson. Aber ich habe das damals nicht als Vollzeitjob gemacht. Als Kind gab es nur einen Film pro Jahr, und der musste im Sommer gedreht werden. Ich wollte auf der Schule bleiben, und meine Eltern haben immer gehofft, ich würde es eines Tages aufgeben.

VF: Wie war die Arbeit mit Luc Besson?

N.P.: Besson sagte zu mir: "Mach kein Fernsehen!" Er wollte, dass ich meine Karriere ernst nehme. Zwar war Bessons "Der Profi" selbst kein Renner, aber ich werde öfter darauf angesprochen als auf meine anderen Rollen. Filme müssen nicht erfolgreich sein, um eine bleibende Wirkung zu erzielen